Überlastungen von Lehrkräften ernst nehmen

Veröffentlicht am 23.05.2018 in Landespolitik

Überlastungen von Lehrkräften ernst nehmen

Zu Beginn des heutigen Plenartages hat sich der Hessische Landtag auf Antrag der SPD mit der Überlastung von Lehrkräften an hessischen Schulen beschäftigt. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Christoph Degen, forderte die schwarzgrüne Landesregierung in der Debatte mit Blick auf die steigende Anzahl von Überlastungsanzeigen auf, die Beschwerden der betroffenen Lehrerinnen und Lehrer endlich ernst zu nehmen.

Degen sagte: „Eine Überlastungsanzeige unterschreibt niemand, weil er mal einen schlechten Tag hatte. Dass auf solche Hilferufe nicht einmal eine Eingangsbestätigung aus dem Hessischen Kultusministerium erfolgt, ist Ausdruck der Arroganz und der Respektlosigkeit der amtierenden Landesregierung gegenüber unseren Lehrerinnen und Lehrern. Das Land muss endlich wieder zu einem wertschätzenden und vertrauensvollen Umgang mit seinen 60.000 Lehrkräften zurückfinden. Das Ministerium sagt ständig, es bemühe sich – aber diese angeblichen Bemühungen zeigen bis heute keine Ergebnisse. Die Schulen in Hessen brauchen aber praktische Verbesserungen, nicht nur warme Worte.“

Niemand erwarte, dass der Lehrermangel und die daraus resultierende Überlastung der Lehrkräfte mit einem Federstrich beendet werden könnten, so Christoph Degen. „Aber man muss doch mit Betroffenen reden, man muss gemeinsam nach Lösungen suchen und Perspektiven aufzeigen. Stattdessen verfährt die Landesregierung nach dem Prinzip der drei Affen: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen, weil die Wirklichkeit in Hessen dem schönen Schein der schwarzgrünen Schulwelt widerspricht“, kritisierte Degen.

CDU und Grüne seien offenbar fest entschlossen, weiter so zu tun, als gebe es keine Überlastung von Lehrkräften, als sei die Welt an den Schulen in Ordnung, so der SPD-Bildungsexperte. „Wenn der Minister sich rühmt, an den Schulen herrsche eine ‚Bestausstattung‘ mit Stellen, dann unterstellt er damit auch, dass die Lehrerinnen und Lehrer die Missstände übertreiben. Aber dann soll er das auch offen so sagen“,  sagte Degen. Trotz der viel beschworenen 104 Prozent Lehrerstellen seien immer mehr Lehrerinnen und Lehrer am Ende ihrer Kräfte. Diese Tatsache dürfe nicht unter den Tisch gekehrt werden. Kultusminister Lorz müsse endlich seiner Fürsorgepflicht als oberster Dienstherr nachkommen. Die Überlastungsanzeigen von Lehrkräften seien keine Randerscheinung mehr. Wenn allein in Frankfurt elf von 15 Gesamtschulen zum wiederholten Male Überlastungsanzeigen an das Kultusministerium stellten, mache das den erheblichen Handlungsbedarf deutlich. Überlastungsanzeigen aus allen Teilen Hessens und aus allen Schulformen träfen tagtäglich im Kultusministerium ein, berichtete Christoph Degen.

Er forderte die Landesregierung auf, endlich eine Arbeitszeitstudie für Hessen auf den Weg zu bringen und einen Gesundheitsbericht über die staatlichen Bediensteten im Schuldienst auf den Weg zu bringen. Echte Vertretungsreserven müssten aufgebaut und die Schulen auf der Basis ihrer tatsächlichen Bedarfe ausgestattet werden. „Schulsozialarbeit muss ausgebaut werden und das unsägliche Befristungsunwesen von Lehrkräften muss eingedämmt werden. Zudem sollte die Übertragung von Tarifergebnissen auf Beamte nicht nur kurz vor Wahlen eine Selbstverständlichkeit sein“, so der Bildungsexperte.

 

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