VISITE: Bettina Müller und Swen Bastian informieren sich über die Geschäftsidee des Secondhand-Ladens „bonni & kleid“
SCHOTTEN (sw). „Unser Philosophie ist einfach: Wir erhalten Spenden aus der Bevölkerung, die wir mit einem ehrenamtlichen Team in unserem Laden verkaufen. Den Reinerlös lassen wir Vereinen, kulturellen und sozialen Einrichtungen in der Schottener Großgemeinde zu Gute kommen.“
Heide Förschner erläutert die Geschäftsidee des Secondhand-Ladens „bonni & kleid“ der heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten Bettina Müller, die zusammen mit dem SPD-Landtagskandidaten Swen Bastian nach Schotten gekommen war. Die Politiker zeigten sich beeindruckt von dem Konzept wie auch von dem Erfolg des Ladens, der im Mai vorigen Jahres eröffnet worden war. „Wir konnten bereits rund 6000 Euro an viele Einrichtungen in Schotten und den Stadtteilen überreichen, wie zum Beispiel den Bambini-Feuerwehren, dem Schwimmbadverein Einartshausen, verschiedenen Fördervereinen oder der Diakoniestation Hoher Vogelsberg“, berichtet Förschner weiter.
Der neue Laden habe auch zur Belebung der Altstadt und insbesondere der Marktstraße beigetragen. „Wir haben mittlerweile eine Stammkundschaft, die immer wieder nach neuen Schnäppchen sucht“, so Förschner. Der Kundenkreis erstreckt sich von 16 bis 70 Jahren. Neben vielen Schottenern und Personen aus der Großgemeinde gibt es auch Kunden mit weiterem Anfahrtsweg. Verkauft werden vor allem Bekleidungsstücke für Frauen und Männer, Hausrat und Schmuck. „Die gespendeten Dinge sollten sauber und unbeschädigt sein“, sagte Heide Förschner.
„Wie läuft das Betreiben des Ladens denn organisatorisch ab?“, wollte Bettina Müller wissen. „Wir haben ein ganz wunderbares Team, das sich gut versteht“, verdeutlichte Förschner das Erfolgsgeheimnis. Etwa 15 Frauen und eine männliche Hilfskraft steuerten den Ablauf, vom Entgegennehmen der Spenden, über das Auszeichnen der Artikel bis hin zum Service und dem Verkauf an die Kunden. „Dabei haben wir freie Hand und können die Preise nach unserer Einschätzung selbst bestimmen“, so Teammitglied Jutta Oesterling. Die Preise sind bewusst niedrig gehalten. Im Durchschnitt wird ein Artikel für fünf Euro verkauft. Alle 14 Tage wird das Schaufenster neu dekoriert. Dafür zuständig ist Gaby Allmann. „Wir haben schon viel Lob für unser Schaufenster erhalten. Manche Interessierte kommen regelmäßig vorbei, nur um zu sehen, was es an neuen Artikeln gibt“, so Heide Förschner. Gaby Allmann erstellt auch die Monatspläne für die Arbeitseinsätze während der Öffnungszeiten an den Wochentagen von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr (samstags von 10 bis 13 Uhr). „Jeder kann sich dabei so einbringen, wie er das zeitlich kann und möchte“, betonte Heide Förschner. Ein Lagerraum, den die Familie Bachmann zur Verfügung stellt, sei auch eine wertvolle Unterstützung. So könne auch saisonal das Warenangebot aktualisiert werden. „Manchmal erhalten wir Artikel, die noch in der Originalverpackung sind“, berichtete Marianne Zimmer. Sie gehört zum Vorstand des Trägervereins „Schotten hilft“, der eigens für den Betrieb des Ladens gegründet wurde und inzwischen die Gemeinnützigkeit erhalten hat. Dass trotzdem die Mehrwertsteuer an das Finanzamt abgeführt werden muss, ärgert die ehrenamtlich Engagierten. „Da wir nicht vorsteuerabzugsberechtigt sind, schmälert das unseren Gewinn“, bedauerte Heide Förschner. „Das ist ganz unverständlich.“
Förschner ist auch die Vorsitzende des Trägervereins und die Ideengeberin des Ladens für gebrauchte Artikel. „Zehn Jahre habe ich davon geträumt“, erzählte sie Bettina Müller auf Nachfrage. Bei einem Treffen im Mehrgenerationenhaus zu Beginn des vergangenen Jahres habe sie ihre Idee vorgestellt und zugleich Mitstreiter und Mitstreiterinnen gefunden. „Auf der Gewerbeausstellung in der Festhalle haben wir uns dann erstmals öffentlich präsentiert“, so Förschner. Mit der Vereinsgründung sei alles sehr schnell gegangen. „Zur Eröffnung hatten wir den Laden mit Produkten weitgehend aus eigenem Fundus bestückt“, erinnerte die Vereinsvorsitzende. Ob denn der Nachschub ein Problem sei, wollte Swen Bastian wissen, was die anwesenden Aktiven mit Nachdruck verneinen konnten: „Wir bekommen so viel gespendet, damit gibt es kein Problem“. Für den monatlichen Überblick über „die Zahlen“ sorgt Vereinsrechner Julian Zimmer.
Sowohl Bettina Müller als auch Swen Bastian zollten dem ehrenamtlichen Team hohen Respekt. „Das ist ganz toll, was hier auf die Beine gestellt worden ist. Man sieht auf den ersten Blick, dass hier viel Liebe und Leidenschaft drin steckt.“
(Kreis Anzeiger, 19.07.2018)