Wo Ganztagsschule draufsteht, muss auch Ganztagsschule drin sein

Veröffentlicht am 18.10.2017 in Landespolitik

Christoph Degen: Wo Ganztagsschule draufsteht, muss auch Ganztagsschule drin sein

Bertelsmann-Studie
 

Anlässlich der heute veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung „Guter Ganztag für alle“ warf der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Christoph Degen, der schwarz-grünen Landesregierung Trickserei beim Ganztagsschulausbau vor. Degen sagte dazu am Dienstag in Wiesbaden: „Laut Studie besuchen in Hessen zwar insgesamt 45,6 Prozent der Schülerinnen und Schüler irgendeine Form einer ganztägig arbeitenden Schule, tatsächlich nehmen aber gar nicht alle Schülerinnen und Schüler auch am Ganztagsbetrieb teil und erst recht nicht fünf Tage die Woche. Die Lehrerversorgung reicht in der Regel auch gar nicht aus hier zu einer Vollbeschulung zu kommen und allen Eltern ein auskömmliches Angebot zu machen. Im Grundschulbereich besteht besonders Nachholbedarf. Laut Studie liegt Hessen beim Anteil der Grundschüler im „Ganztag“ auf Platz 12 von 16.“

Wie die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD zu den ganztägig arbeitenden Schulen in Hessen zum Schuljahr 2017/18 (Drucksache 19/5176) zeige, würden nicht einmal die Hälfte der Grundschülerinnen und Grundschüler an den sogenannten Pakt-Schulen auch das Ganztagsangebot wahrnehmen. Von 29.630 Schülerinnen und Schülern insgesamt an den Schulen nähmen im letzten Schuljahr nur 14.311 am „Pakt“ teil. „Das ist Augenwischerei auf hohem Niveau und auf Kosten der Eltern. Hessen braucht dringend einen Ausbaufahrplan mit konkreten Zielmargen. Sonst dauert es noch Jahrzehnte bis der elterliche Bedarf gedeckt ist“, fordert Degen. Auch von einem massiven Ausbau könne in Hessen keine Rede sein. Wie die Antwort belege, seien von den rund 1.150 Grundschulen in Hessen nur 55 neu im Ganztagsschulprogramm, weil 122 der 167 Pakt-Grundschulen schon vorher längst im Ganztagsprogramm des Landes gewesen seien. „Eines steht fest: Der Pakt für den Nachmittag ist weder ein Ausbaumotor noch ein Qualitätssiegel“, kritisierte der Bildungsexperte.

Der SPD-Politiker unterstützte die Forderung nach einheitlichen Qualitätsstandards, insbesondere für die Nachmittagsangebote an Schulen. „Wo Ganztagsschule draufsteht, muss auch Ganztagsschule drin sein. Wir wollen die Schulen, die dies werden wollen, personell und finanziell so ausstatten, dass sie in offener oder gebundener Form pädagogisch hochwertig arbeiten können. Eltern und Schulen wollen mehr als nur eine pädagogische Mittagsbetreuung. Sie wollen Schulen mit neuen Bildungskonzepten und fächerübergreifender Förderung, wollen Schulen, in denen Unterricht, Erziehung und individuelle Förderung sinnvoll miteinander verzahnt und rhythmisiert werden. Hessen ist bisher nur ansatzweise auf dem Weg zu einem Ganztagschulland. Eine sozialdemokratisch geführte Landesregierung wird hier ab 2019 die Anstrengungen des Landes deutlich erhöhen“, sagte Degen.

 

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