Gesetzentwurf zur Reform der Lehrkräftebildung vorgelegt

Veröffentlicht am 16.06.2019 in Landespolitik

Gesetzentwurf zur Reform der Lehrkräftebildung vorgelegt

Bild: Angelika Aschenbach

Die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag fordert eine Neuordnung der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern im Land, um den Mangel an Lehrkräften an den hessischen Schulen zu beenden. Eine neue Lehrkräfteausbildung müsse außerdem die veränderten Aufgabenstellungen für die Lehrerinnen und Lehrer abbilden, so die Forderung des bildungspolitischen Sprechers der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen.

Der Entwurf für ein Lehrkräftebildungsmodernisierungsgesetz, das der SPD-Politiker für seine Fraktion heute in Wiesbaden vorstellte, sieht folgende Maßnahmen vor:

  1. Wesentlicher Baustein ist die Erhöhung der Studienzeiten für alle Lehrämter auf zehn Semester. Dadurch entsteht der notwendige Spielraum, um endlich demokratische Mitbestimmung, individuelle und inklusive Beschulung in multiprofessionellen Teams, ganztägiges Unterrichten, den Umgang mit Diversität, die Integration von Kindern und Jugendlichen aus Zuwanderfamilien, der Berufs- und Lebensweltorientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie digitales Lernen und Jugendmedienschutz als verbindliche Ziele der Lehrkräftebildung zu verankern. Eine Erhöhung der Studiendauer auf zehn Semester für alle Lehramtsstudiengänge ermöglicht gleichermaßen eine Verankerung neuer Inhalte wie auch eine Stärkung fachbezogener Studienanteile. Alle Lehramtsstudiengänge werden damit gleichgestellt. Insbesondere die Lehrämter für Grund-, Haupt- und Realschulen werden damit aufgewertet.
  2. Die Lehramtsstudiengänge werden auf ein gestuftes Modell mit Bachelor- und Master-Abschlüssen umgestellt, wie dies bereits beim Lehramt an Beruflichen Schulen der Fall ist. Dadurch wird die berufliche Mobilität innerhalb Europas erhöht. Die bisherige isolierende Sonderstellung der Lehramtsstudiengänge wird beendet. Der Wechsel vom Lehramt hin und vom Lehramt weg wird einfacher als bisher. Die Möglichkeiten des qualifizierten Quereinstiegs in ein Lehramtsstudium werden erleichtert. Indem eine Durchlässigkeit zu den fachwissenschaftlich ausgerichteten Bachelor-Studiengängen sichergestellt wird, schafft dieses Gesetz ein wirkungsvolles Instrument gegen den bestehenden Lehrkräftemangel. In Kombination mit dem von der hessischen SPD vorgeschlagenen Stipendienmodells werden somit nachhaltige Maßnahmen zu einer zügigen Bekämpfung des Lehrermangels eingeleitet.
  3. Der Vorbereitungsdienst (Referendariat) bleibt erhalten. Die Studienseminare erhalten mehr Freiheiten bei der Gestaltung dieser zweiten Phase der Lehrerbildung. Kooperationen zwischen Universitäten und Studienseminaren werden gestärkt. Die Möglichkeit ein Teilzeitreferendariat zu absolvieren wird erleichtert.
  4. Eine Lehrkraft wird auch nach der Staatsprüfung nicht ausgelernt haben. Die Herausforderungen an unseren Schulen wachsen mit einer zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft immer stärker. Die staatliche Lehrkräftefortbildung wird mit regionalen Kompetenzzentren ausgebaut. Neben die Pflicht zur Fortbildung tritt ein Recht auf Fortbildung. Personen, die ohne Lehramt oder Lehrbefähigung unterrichten, erhalten ein umfassendes Fort- und Weiterbildungsangebot.

Zudem wird in Anlehnung an das derzeitige Praxissemester eine verlängerte Praxisphase flächendeckend als Ergänzung zu den bisherigen Praktika verankert. Das Lehramt an Förderschulen soll künftig „Lehramt für Förderpädagogik“ heißen, um deutlich zu machen, dass sich die Arbeitswelt solch spezialisierter Lehrkräfte nicht auf Förderschulen beschränkt, sondern ebenso inklusiv konzipiert wird. Sonderpädagogische Fachrichtungen, die es laut Schulgesetz längst gar nicht mehr gibt, werden den sogenannten Förderschwerpunkten angepasst. Lehrkräfte für Gymnasien werden künftig in „Deutsch als Zweit- und Fremdsprache“ sowie „Arbeitslehre“ ausgebildet. Mit Letzterem werden in besonderem Maße die Berufsorientierung und in Folge die duale Ausbildung gestärkt.

Der SPD-Bildungspolitiker Christoph Degen sagte dazu: „Wir wollen endlich Schluss damit machen mit dem Missstand, dass aus purer Not tausende Laien als Lehrkräfte an unseren Schulen eingesetzt werden müssen. Unterricht wird abhängig von Fach und Schulform in zu hohem Maße fachfremd oder gar von Personen ohne Lehrbefähigung erteilt. Zudem lassen sich für professionelles Handeln erforderlichen Kompetenzen und das notwendige Wissen nicht in der augenblicklichen Studienstruktur mit ihrer bundesweit vergleichsweise kurzen Studienzeit annähernd erwerben bzw. vermitteln. Lehrkräfte müssen auf eine zunehmend diverse Schülerschaft und veränderte Lern- und Lehrbedingungen reagieren können, weshalb eine Ausweitung der kontinuierlichen Lehrkräfteweiterbildung unumgänglich ist.“

Hessen sei auch bei der Verankerung zeitgemäßer Inhalte bundesweit Schlusslicht und längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit. „CDU und Grüne finden keine gemeinsame Linie in der Lehrkräftebildung. Die Konsequenz ist Stillstand. Vielfach wurde eine Novelle des Lehrerbildungsgesetzes von 2011 angekündigt, aber nie angepackt“, kritisiert Degen.

 

Gesetzentwurf zur Reform der Lehkräfteausbildung

 

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